Hugo Thomassen - Foto 1

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Foto-Information

Luxusgeschöpfe in megalomanischer Selbstentsagung
Der vielbeschäftigte Fotograf aus Maastricht, u.a. verantwortlich für die offizielle Fotokampagne der TEFAF, arbeitet für Zeitschriften (Vogue Italien) und Werbung (Audi).
Auf SHIFT zeigt Hugo Thomassen drei Werkgruppen:
Seine Portraits zeigen in exquisitem Licht gebadete, in altmeisterlicher Manier abgelichtete Hommagen an die unerreichbar schönen Frauen der Upperclass.
In edelstes Tuch gewandet wirken diese Luxusgeschöpfe kultiviert, erlaucht und sehr, sehr reich.
Die üppige Detailgenauigkeit der Stoffe, deren räumliche Präsenz und dahinfließende Auserlesenheit verbinden sich mit der exquisiten Marzipanglasur ihrer Hauttöne zu einer Noblesse, deren Kostbarkeit vielleicht nur noch von den wohlgefüllten Portefeuilles ihrer Ehegatten übertroffen wird.
Den bedrohlichen Aspekt einer krakengleich wuchernden Megalopolis zeigen Thomassens New York-Aufnahmen. Darin mystifiziert er die Wolkenkratzerarchitektur des Big Apple zum babylonischen Gewimmel riesiger Stahlskelette, die nackt, insektenhaft und gefährlich wirken.
In einigen Aufnahmen hebt Thomassen die Begrenzungen der einzelnen Gebäude auf, um daraus einen einzigen riesigen Stahlbetonkörper entstehen zu lassen.
Die visuelle Wucht dieser urbanen Dystopie, beschwört die Metamorphose menschlicher Behausungen zur monströsen Hülle einer siegreich gewordenen künstlichen Intelligenz, der sich, wenn überhaupt, nur noch Arnold Schwarzenegger entgegenstellen könnte.
Im Vergleich zu diesem ästhetischen Overkill wirken die schlichten, asketischen Harmonien seiner „Shapes“ wie eine Erholung für das strapazierte Auge.
In diesen künstlichen 3D-Idyllen krisallisiert Thomassen Cézannes Verdikt: „Alles in der Natur modelliert sich nach Kugel, Kegel und Zylinder“, auf das ihm maximal mögliche und schafft so in mönchischer Entsagung intime Idyllen freiwilliger Selbstbeschränkung.
Die raffinierten Reflexionen der Schatten in zweien dieser Arbeiten demonstrieren eine spielerische Umkehrung von Platons berühmten Höhlengleichnis: Nicht die primären Ideenobjekte sind das Wertvolle und Schöne, sondern die sekundären, von ihnen geworfenen Schatten.

 
  

Foto-Details


Fotograf: Hugo Thomassen

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